Derzeit versinken wir in Arbeit und der Blog muss zurückstehen. Welch Glück, dass der Meisterlehrgang in Fulda so tätig ist und uns an ihren Exkursionen teilhaben lässt. Also viel Freude beim Lesen und ich hoffe ich komme demnächst mal wieder dazu ein Rezept oder eine Nähanleitung zu blogen!!!
Neues aus dem Meisterlehrgang
Der erste Eindruck bei unserer Hephata Exkursion war, dass es sich um ein sehr großes, weitläufiges Gelände mit vielen Gebäuden handelt, und dass Parkplätze Mangelware sind. 😉
Hephata ist eine Einrichtung der Diakonie in Schwalmstadt/Treysa, landschaftlich sehr schön auf einer Anhebung gelegen. Hier in Hephata werden Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen betreut, gefördert und ausgebildet.
Hephata geht auf ein aramäisches Wort zurück und bedeutet: „Tue dich auf/ Öffne dich“. Nach Markus 7,34 sagte Jesus dieses Wort zu einem Mann, der taub und stumm war, um diesen zu heilen.
Die Einrichtung, die seit 115 Jahren an diesem Standpunkt ist, beschäftigt fast 2700 Menschen, die in den unterschiedlichsten Bereichen der Behindertenhilfe, Jugendhilfe, Familien- und Berufshilfe, Förderschulen, Kindertagesstätten, soziale Rehabilitation, Kliniken und der Akademie für soziale Berufe tätig sind.
An der Akademie für soziale Berufe werden Altenpfleger, Altenpflegehelfer,Erzieher, Heilerziehungspfleger, Sozialpädagogen und Diakone ausgebildet.
Bei unserem Besuch in Schwalmstadt hatte Beate Nebel, Leiterin der Zentralen Hauswirtschaft in Hephata, ein umfangreiches Programm für uns vorbereitet: ein Rundgang über das Gelände, die Besichtigung der Wäscherei, der Näherei, sowie der Großküche und der Kantine standen an. Außerdem sollte uns nachmittags die QM-Beauftragte der Einrichtung für unsere Fragen zur Verfügung stehen.
Bei unserem Rundgang über das Gelände, bekamen wir einen ersten Einblick in die vielfältigen Arbeitsbereiche. Neben einer wunderbaren Gärtnerei, in der man auch frisches, saisonales Gemüse kaufen kann, gibt es eine Schreinerei und einen Bereich für den Metallbau.
Auch der hauseigene Friedhof und die Kapelle befinden sich auf dem Areal.
Die Wäscherei
Die Leiterin der Wäscherei, Frau Ferreau, stellte uns ihren Arbeitsbereich vor und erläuterte den angehenden Meisterinnen den allgemeinen Ablauf in ihrer Abteilung. In der Hephata-Wäscherei wird die Wäsche der Bewohner und die Wäsche aus den verschiedenen Bereichen der Einrichtung, sowie die Klinikwäsche gewaschen. Eine Vorsortierung der Wäsche nach Farben und Artikeln erfolgt schon in den jeweiligen Gruppen, wird aber in der Wäscherei nochmals kontrolliert. Danach läuft die Wäsche über eine Waschstraße und kommt danach in den Trockner, bzw. in den Finisher. Eine enorme Arbeitserleichterung für die Mitarbeiter ist ein großer „Saugrüssel“, der die Wäsche aus dem Transportwagen in den Trockner „saugt“.
Die fertig gewaschene Oberbekleidung und Flachwäsche wird im Anschluss gemangelt, oder in einem separaten Raum von Mitarbeitern gelegt, in Transportwagen eingeräumt und von dort zu den verschiedenen Bereichen befördert.
In der angrenzenden Näherei berichtete uns die Leiterin von den Schwierigkeiten, die immer wieder auftreten, wenn minderwertige Textilien gepatcht werden müssen. Deshalb gibt es in der Einrichtung eine Leitlinie für Angehörige und Betreuer, aus der hervorgeht, welche Wäsche für die Bewohner gekauft werden soll, damit die Teile auch möglichst lange halten. Rund 300 Teile werden jeden Tag in der Näherei mit Namenszeichen versehen. Außerdem erledigt die Näherei Änderungen an der Bewohnerwäsche und fertigt auch spezielle Kleidung sowie Lätzchen an.
Nach der Wäscherei und Näherei ging es zum Arbeitsbereich unserer Lehrgangsteilnehmerin Anna Heinze. In der Kantine für die Beschäftigten in den Werkstätten und Hephata Mitarbeiter werden täglich mehrere Hundert Mittagessen ausgegeben. Die Essensteilnehmer kommen gruppenweise, um einen geregelten Ablauf der Ausgabe zu gewährleisten. Drei Menüs stehen täglich zur Auswahl, die in der hauseigenen Großküche im Cook and Chill Verfahren hergestellt und dann in der Kantine regeneriert werden.
Die Großküche
Besonders interessant für uns war die Besichtigung der Großküche. Ausgestattet mit Kittel und Häubchen mussten an der Eingangsschleuse der Küche zuerst die Schuhe und Hände desinfiziert werden.
Neben den üblichen Lagerräumen und Vorbereitungsräumen für die kalte Küche, verfügt die Großküche in Hephata auch noch über eine hauseigene Fleischküche. Menükomponenten wie Frikadellen oder Klopse werden hier frisch vor Ort hergestellt.
In der Produktion sind mindestens 35 Mitarbeiter damit beschäftigt, an fünf Tagen die Menüs für die ganze Woche herzustellen. Täglich werden 1500 bis 2000 Menüs hergestellt.Produziert wird im Cook and Chill Verfahren. Bei diesem Verfahren werden die Menükomponenten auf den Punkt genau gegart, sofort in Mehrwegbehälter geschöpft und verschlossen. Diese werden anschließend im Schnellkühler innerhalb von 90 Minuten auf 4 ° C heruntergekühlt.Bis zur bedarfsgerechten Zusammenstellung der Speisen werden die Menagen bei
4 ° C im Kühlraum aufbewahrt.
(Interessanter Bericht zum Cook and Chill Verfahren unter: http://www.hephata.de/downloads/Bericht-des-Magazins-Chefs.pdf)
Neben den üblichen Hygienemaßnahmen wie Kopfbedeckung und Küchenkleidung ist das Tragen von Mundschutz, sowohl in der Produktion als auch in der Spülstraße, Vorschrift.
In der Spülstraße waren wir besonders von der Entwässerungsanlage fasziniert. Am Anfang der Spülstraße gibt es einen großen Trichter, in den sämtliche Lebensmittelreste entsorgt werden. Eine starke Presse sorgt dann dafür, dass jegliche Flüssigkeit aus den Resten gepresst wird und nur noch kleine trockene Tabs übrig bleiben. Diese Speisereste lassen sich natürlich wesentlich besser und preiswerter entsorgen und das Wasser wird wieder aufbereitet. Pfiffige Idee!
Eine ganz besondere Herausforderung für die Küchencrew war die Versorgung von 500 Flüchtlingen, die im benachbarten Ziegenhain untergebracht waren. Da es hier nicht möglich war, mit dem Cook and Chill Verfahren zu arbeiten, da unter anderem in der Flüchtlingsunterkunft keine Möglichkeit zur Regeneration der Speisen gegeben war, musste für die Menschen täglich frisch gekocht werden. Neben den religiösen Besonderheiten, die bei der Zubereitung der Nahrung zu beachten waren, stellte der Transport und die Ausgabe von täglich drei Mahlzeiten in der Flüchtlingsunterkunft die Mitarbeiter vor große Anforderungen, die aber gut gemeistert wurden.
Aufschlussreich war es auch, zu sehen, wie das Warenwirtschaftssystem und die Arbeitsabläufe in so einer Großküche funktionieren. Der stellvertretende Küchenleiter, Herr Glintzer, nahm sich viel Zeit, um die zahlreichen Fragen zu beantworten.
Voll mit Eindrücken und Informationen starteten wir in den letzten Part unserer Hephata-Exkursion. Die QM-Beauftragte der Einrichtung, Frau Riedinger, stellte in einer PPPräsentation kurz das Qualitätsmanagement vor und erläuterte dann an vielen praktischen Beispielen, Prozessbeschreibungen und Gefährdungsbeurteilungen, wie QM in Hephata funktioniert.
Am Beispiel Reinigung (z.B. Bestückung eines Reinigungswagens) erläuterte Frau Nebel dann aus ihrer täglichen Praxis die Umsetzung des QM-Systems. Die Lehrgangsteilnehmerinnen konnten sich viele nützliche Tipps und Anregungen für ihre tägliche Arbeit, aber auch im Hinblick auf ihre anstehenden Projekte für die Prüfung mitnehmen. Vieles, was wir im Unterricht in der Theorie erarbeitet haben, wurde an diesem Tag durch die zahlreichen praktischen Beispiele verständlich gemacht.
Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei Frau Nebel und ihren Kolleginnen und Kollegen für diesen äußerst informativen Tag und für die nette Bewirtung.
Viele Grüße vom Meisterlehrgang in Fulda
Das klingt ja super interessant. 🙂 Ich war im Frühjahr in Hephata bei einer Tagung und konnte da die Küche besichtigen. Leider hatten wir keine zeit für weitere Besichtigungen.
Danke noch mal für den tollen Artikel!!
Viele Grüße aus Wiesbaden
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